Blattpilz an Dactylorhiza Cladosporium orchidis

Begonnen von Berthold, 27.Mai.10 um 15:27 Uhr

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Berthold

Eine Dactyloriza mit dem typischen Blattpilz


Er kommt auch bei natürlichen Beständen vor. Meist stellt er sein Wachstum im Spätfrühjahr ein und die Pflanze ist gerettet, wenn sie vorher nicht zu stark geschädigt worden ist.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Kommt der Pilz an derselben Pflanze im Folgejahr wieder, falls sie überlebt? Hast du mal gespritzt?
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Zitat von: Claus am 27.Mai.10 um 17:13 Uhr
Kommt der Pilz an derselben Pflanze im Folgejahr wieder, falls sie überlebt? Hast du mal gespritzt?

Er kommt im Folgejahr meist nicht wieder.
Ich habe mal gespritzt, aber zufällig in einer Zeit, in der der Pilz auch von alleine seine Aktivität einstellt. So weiss ich nicht, ob eine Wirkung des Fungizides vorhanden ist.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Timm Willem

Oder mein zweiter Anlauf mit Dactylorhiza

Vorgeschichte

Kurze Vorgeschichte, die vielleicht einigen, die sich schon länger mit Erdorchideen beschäftigen bekannt vorkommen wird.

Meine ersten Erdorchideen waren vor etwa 25 Jahren Dactylorhiza. Zunächst beschäftigte ich mich mit diversen Naturformen und zunehmend mit ,,spontan" entstandenen Wildlingen aus meinem Garten. Es lief sehr gut und ich hatte bald einen sehr ansehnlichen Bestand.

Mit einigen Pflanzen aus einer Großproduktion trat dann im Jahr 1999 Cladosporium in mein Leben und sorgte dafür, dass ich mich nach einem neuen Hobby umsehen konnte.

Der Pilz scheint es einfacher zu haben, wenn die Gewebestruktur durch Spätfröste geschädigt ist. Dadurch gelingt es vermutlich leichter in das Gewebe einzudringen. Mein damaliger Garten lag an einem der kältesten Orte der Südheide, es kam praktisch in jedem Jahr zu intensiveren Spätfrösten. Dies führte dazu, dass sämtlich blühfähige Dactylorhiza in nur einem Jahr durch Cladosporium vernichtet wurden.

Ich war dadurch irgendwie geknickt und beschloss nicht mehr mit Dactylorhiza weiter zu machen.
(die Fotos sind nur Deko und haben nichts mit meiner Sammlung im vor-digitalen Zeitalter zu tun)

Timm Willem

Der zweite Versuch

Nach etwa 5 Jahren Abstinenz musste ich mich dann doch wieder mit Dactylorhiza beschäftigen, beruflich. Es stellte sich heraus, dass egal wo man auch suchte, keine Dactylorhiza-Sammlung ungeschoren davon gekommen war und Cladosporium wohl noch immer aktiv ist.

Mein Entschluss mich privat und gärtnerisch nicht weiter mit Dactylorhiza zu beschäftigen blieb noch bestehen. Alle neu in meinem Garten aufgewachsenen spontan gekeimten Sämlinge wurden in dieser Zeit von mir kompostiert.

Gleichzeitig begann ich aber doch wieder mit einer Art: Dactylorhiza sphagnicola die aus einem meiner ersten system-symbiotischen Aussaatversuche stammten.

Timm Willem

Es hat wieder Besitz von mir ergriffen!

Seit einigen Jahren beschäftige ich mich doch wieder intensiver mit Dactylorhiza. Diesmal aber mit der Vorgabe, dass Cladosporium es nicht noch einmal so einfach haben soll. Ich versuche so weit es möglich ist von alle Dactylorhiza in Gläsern Langzeitkulturen anzulegen. Mit Versuchen zur Langzeitlagerung habe ich schon vor einigen Jahren begonnen.

Durch immer neue Versuche gelang es die Zeitdauer, die eine Pflanze ohne umlegen in einem Glas verbringen konnte auf geschätzt deutlich über zehn Jahre zu steigern.

Die beiden gezeigten Gläser wurden seit mehr als zweieinhalb Jahren nicht umgelegt.

Claus

Simon, ist das dieser Pilz, der zunächst braune Flecken auf den Blättern produziert und sie dann absterben lässt?
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Erwin

Simon dieser Pilz hat aber auch große Kulturen erwischt, die nicht in der Südheide leben.
In meiner Kultur, in der es vor Pilzen nur so wimmelt, zum Teil drehe ich im Herbst die Fruchtkörper aus meiner Topfkultur heraus wie bei Pilze suchen. Bei einigen meiner Topfkulturen bildet sich eine brauner nach Pilz riechender Belag aussen auf den Töpfen. Aber Pilze die meine Pflanzen umbringen hatte ich noch nicht, zum Glück. Vielleicht sollte man sich mit den "guten Pilzen" bewusst arrangieren. Der Lehrsatz " grow the Orchid dont grow the fungus" ist vielleicht nicht mehr so ganz richtig. Alle meine Substrate riechen spätestens nach einem halben Jahr nach Pilz.
Marcus

Claus

Ich habe mal ein wenig gegoogelt und bin erstaunt, dass ich keinerlei deutschsprachige Informationen dazu finde. Eine gute Beschreibung des Phänomens im ersten Anhang.

Dann scheinen Orchideen, die von Natur aus braune Flecken auf ihren Blättern haben, bestimmte Fliegen zwecks Bestäubung anzulocken. Man nimmt an, dass die Pflanzen dazu den Pilz imitieren, zweiter Anhang.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Uhu

Vor 15 Jahren hatte ich einen Garten in einer echten Frostfalle am Fuße eines Nordhangs. Dort hat es alle in mehreren Jahren herangezogenen und in Topfen in den Boden eingelassenen Dactys dahingerafft. Im Garten ausgepflanzte oder spontan gekeimte Individuen waren so gut wie nicht betroffen. Die getopften Mutterpflanzen im Folienhaus kamen ebenfalls ungeschoren davon.

An den umliegenden Naturstandorten, die teilweise ebenfalls sehr kalt sind, ist die Pilzinfektion auch noch nie beobachtet worden.
Grüße Jürgen

Berthold

Zitat von: Erwin am 24.Dez.13 um 09:58 Uhr
Der Lehrsatz " grow the Orchid dont grow the fungus" ist vielleicht nicht mehr so ganz richtig. ..
Marcus

Marcus, ich denke, dieser Lehrsatz war noch nie richtig. Vermutlich hat Svante Malmgren ihn in die Welt gesetzt.
Es ist nur ein untauglicher Versuch sein eigenes Weltbild zu vereinfachen. Der Lehrsatz ist verführerisch, weil viele Orchideen ein Stück ihres Weges gut ohne Pilze auskommen und man deshalb glaubt, Pilze sollte man vernachlässigen.
Aber ich meine, Svante hat später auch hinzu gelernt.

Simon, welches Schadbild hat Cladosporium orchidis an Deinen Dactylorhiza erzeugt?
Handelt es sich etwa um diesen Pilz?
http://www.orchideenkultur.net/index.php?topic=6354.msg76164#msg76164
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Timm Willem

Zitat von: Claus am 24.Dez.13 um 09:27 Uhr
Simon, ist das dieser Pilz, der zunächst braune Flecken auf den Blättern produziert und sie dann absterben lässt?
Ja, erst sind es Flecken, dann bricht aber die Pflanze sehr schnell zusammen, ohne dass man direkt erkennen könnte, dass die ganze Pflanze wirklich vom Pilz befallen ist. Deshalb dachte ich zunächst, sie würden im Folgejahr wieder austreiben, das war aber falsch. Zu dem Zeitpunkt war mir über den Pilz aber wenig bekannt.

Timm Willem

Zitat von: Erwin am 24.Dez.13 um 09:58 Uhr
Simon dieser Pilz hat aber auch große Kulturen erwischt, die nicht in der Südheide leben.
In meiner Kultur, in der es vor Pilzen nur so wimmelt, zum Teil drehe ich im Herbst die Fruchtkörper aus meiner Topfkultur heraus wie bei Pilze suchen. Bei einigen meiner Topfkulturen bildet sich eine brauner nach Pilz riechender Belag aussen auf den Töpfen. Aber Pilze die meine Pflanzen umbringen hatte ich noch nicht, zum Glück. Vielleicht sollte man sich mit den "guten Pilzen" bewusst arrangieren. Der Lehrsatz " grow the Orchid dont grow the fungus" ist vielleicht nicht mehr so ganz richtig. Alle meine Substrate riechen spätestens nach einem halben Jahr nach Pilz.
Marcus
Hallo Marcus,
dass durch den Pilz auch sehr große Sammlungen und Kulturen verloren gegangen sind, habe ich auch gehört, es ist aber wohl möglich durch präventive Behandlung mit systemischen Fungiziden die Epidemie unter Kontrolle zu halten, anders wäre die Verbreitung durch die mir bekannte Großkultur auch nicht möglich gewesen, dort wurde der Pilz unterdrückt und ist später beim Kunden ausgebrochen.

Berthold

Möglicherweise handelt es sich bei dem Pilz um Cladosporium orchidis
Siehe auch: http://www.orchideenkultur.net/index.php?topic=29615.0
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Timm Willem

Zitat von: Uhu am 24.Dez.13 um 12:25 Uhr
Vor 15 Jahren hatte ich einen Garten in einer echten Frostfalle am Fuße eines Nordhangs. Dort hat es alle in mehreren Jahren herangezogenen und in Topfen in den Boden eingelassenen Dactys dahingerafft. Im Garten ausgepflanzte oder spontan gekeimte Individuen waren so gut wie nicht betroffen. Die getopften Mutterpflanzen im Folienhaus kamen ebenfalls ungeschoren davon.

An den umliegenden Naturstandorten, die teilweise ebenfalls sehr kalt sind, ist die Pilzinfektion auch noch nie beobachtet worden.
Die im Garten ausgepflanzten erwischt es aber normalerweise relativ schnell, kleinere wild aufgelaufe Jungpflanzen blieben bei mir aber teilweise verschont.
Pflanzen in Containern hat es nicht erwischt.

Ich bin nicht sicher, ob es möglicherweise einen Überträger außer den Wind gibt.
An Naturstandorten habe ich es aber (wahrscheinlich)auch schon beobachtet.

Ich gehe davon aus, dass es verschiedene Cladosporium-Stamme gibt.