Küche als Reinraum

Begonnen von Berthold, 26.Sep.17 um 11:23 Uhr

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Berthold

Bei der symbiotischen Aussaat arbeite ich meist in normaler Umgebung der Küchenluft und nicht in steriler Umgebung.
Es spielt keine grosse Rolle, wenn Keime aus der Umgebungsluft den Pilznährboden verunreinigen, weil die Pilze meist andere Keime erfolgreich abwehren können. Dennoch verbleibt ein gewisses Restrisiko einer unerwünschten Kontaminierung.

Wenn ich bei Dunkelheit in der Küche eine Taschenlampe anzünde, erkenne ich im Lichtstrahl in der Zimmerluft doch eine ganze Reihe Feinstaubpartikel, die sicherlich zu einem Fahrverbot von Kraftfahrzeugen in der Küche führen würden. 

Ich habe jetzt eine Feinstaubfilteranlage für Wohnräume, AP3001 der Firma Marreal beschafft und in der Küche aufgestellt.
Sie enthält:
- Vorfilter
- HEPA-Filter
- Aktivkohle-Filter
- Fotokatalysator
- UV-Licht
- Ionengenerator


Das Gerät hat eine Anzeige über den Partikelgehalt in der angesaugten Luft.
Nach ca. 2 Stunden Betrieb in der Küche sinkt der Partikelgehalt der angesaugten Luft etwa auf 1/3 des Anfangswertes.
In der abgeblasenen Luft des Gerätes sind mit der Taschenlampe keine Partikel zu erkennen. Die Filterwirkung ist also deutlich.

Ich hoffe mit diesem Raumfilter das Restrisiko der Kontaminierung bei symbiotischen Arbeiten deutlich zu reduzieren, wenn ich es in der Küche einige Zeit vor Beginn der Arbeiten anschalte.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

FlorianO

Ich kann mir gut vorstellen das es in der symbiotischen Aussaht Vorteile bringt. Für viele Sporen ist der Filter wahrscheinlich etwas zu grob aber die allermeisten Sporen werden wohl an dem Wohnstaub hängen und die fallen weg.
In meiner kurzen symbiotischen Aussaatserfahrung hatte ich nochnie Schimmel in einem Glas. Ich habe das Gefühl das sich verschiedene Bakterien auf dem Nährboden zusammen mit dem Pilz tummeln und zb. diese gelbliche Kollonien bilden, das müsste man sich mal genauer anschauen um was es sich da handelt. Die Pflanzen scheint es, soweit ich es beurteilen kann nicht groß zu beeinträchtigen.

Berthold

Zitat von: FlorianO am 26.Sep.17 um 11:50 Uhr
Für viele Sporen ist der Filter wahrscheinlich etwas zu grob aber die allermeisten Sporen werden wohl an dem Wohnstaub hängen und die fallen weg.

Es ist ja auch ein HEPA-Filter enthalten, der Feinstaub filtert und ausserdem eine UV-Lampe, die tötet.

Oft hängen Pilzsporen am Samen, aber den kann man desinfizieren.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ralla

Pass auf, dass dir keine Katze hinein huscht, die Haare wird der Apparat nicht schaffen.
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

FlorianO

Zitat von: Berthold am 26.Sep.17 um 12:18 Uhr
Zitat von: FlorianO am 26.Sep.17 um 11:50 Uhr
Für viele Sporen ist der Filter wahrscheinlich etwas zu grob aber die allermeisten Sporen werden wohl an dem Wohnstaub hängen und die fallen weg.

Es ist ja auch ein HEPA-Filter enthalten, der Feinstaub filtert und ausserdem eine UV-Lampe, die tötet.

Oft hängen Pilzsporen am Samen, aber den kann man desinfizieren.

Du könntest ein Glas mit sterilem Zuckeragar für 10 Sekunden in dem Raum öffnen in dem der Filter läuft. Ich fürchte aber das sich innerhalb von ein paar Tagen Schimmel auf der Oberfläche zeigt. Alleine deine Anwesenheit verteilt schon unendlich viele Sporen die an deiner Kleidung und der Haut hängen im Raum.
Ich könnte mir gut vorstellen das so ein Filter sinnvoll für den Lagerraum der bepflanzen Gläser ist.

Claus

Symbiotisch geht die Aussaat grundsätzlich schon in der Küche, man darf dann aber nicht mit 100% sauberen Gläsern rechnen. Aber desinfizieren muss man die Samen schon. Ich hatte kürzlich Samen von Spir. spiralis bekommen, aber es waren so wenig, dass ich den Verlust bei Desinfektion und Abtrennen der Bleichlösung nicht riskieren wollte. Ich habe also die trocknen Samen direkt auf einen mit A36 infizierten Boden gestreut. In allen Gläsern keimte es, in allen Gläsern war nach einiger Zeit ein leichter weißer Schimmel zu sehen. Man kann dann solche Sämlinge schlecht umlegen. Sie sind jetzt aber auspikiert, etwas kleiner als normal. Nochmal gut gegangen.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Zitat von: FlorianO am 26.Sep.17 um 15:30 Uhr
Du könntest ein Glas mit sterilem Zuckeragar für 10 Sekunden in dem Raum öffnen in dem der Filter läuft. Ich fürchte aber das sich innerhalb von ein paar Tagen Schimmel auf der Oberfläche zeigt. Alleine deine Anwesenheit verteilt schon unendlich viele Sporen die an deiner Kleidung und der Haut hängen im Raum.

ja, das ist völlig richtig.
Für steriles asymbiotisches Arbeiten ist das Gerät nicht geeignet. Es dient nur der Reduzierung der Kontamination bei symbiotischen Arbeiten. Aber das reicht mir schon für meine nicht gewerblichen Vermehrungsaktivitäten.
Die Desinfizierung des Samens ist oft viel wichtiger.

Wenn man vor dem Gerät steht und über die Hose streicht, erkennt man sofort, wie die angesaugten gemessenen Feinstaubpartikel um den Faktor 3 zunehmen.
Über der Ausströmöffnung (ca. 10 x 20 cm) des Gerätes ist die Luft keimfrei. Aber wenn man einen Gegenstand in diese Strömung hält, entstehen Wirbel, die Partikel von aussen in den Hauptluftstrom hinein ziehen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Uhu

Ich denke der Filter kann die Kontaminationsgefahr deutlich reduzieren. Sterile Handschuhe und ein Mundschutz während der Verabeitung offen stehender Gläser wären nicht schlecht.
Grüße Jürgen

Berthold

Zitat von: Uhu am 27.Sep.17 um 21:08 Uhr
Sterile Handschuhe und ein Mundschutz während der Verabeitung offen stehender Gläser wären nicht schlecht.

Ja, unbedingt. Ich trage allerdings keinen Mundschutz, sondern halte die Luft an, wenn ich den Deckel eines Glases öffne.

Aber wie schon oben erwähnt, für asymbiotische Aussaat möchte ich die Technik wirklich nicht empfehlen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

winwen

So unterhaltsam dieser Thread auch ist....
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Luftreiniger, der die Keimzahl in einem Raum nach 2 Std. um 2/3 mindert auch nur das Geringste bringt, da das Kontaminationsrisiko schlicht nicht linear mit der Keimzahl pro Kubikmeter Luft fällt. Statt 120000 Partikel pro Kubikmeter sind es dann 40000, die aber (zumal kurz zuvor aufgewirbelt) wesentlich dynamischer herumschwirren.
Ich würde aber bei symbiotischer Aussaat das luftbasierte Kontaminationsrisiko ohnehin für unbedeutend halten, zumal man in diesem Fall die Samen i.d.R. ungewaschen einbringt und damit "vorsätzlich" die Kultur kontaminiert.
Viel wichtiger ist es, die Reinkultur des Symbionten steril zu halten. Ansonsten tut der nach einiger Zeit gar nichts mehr oder er wird unsagbar träge. Keimzeiten vervielfachen sich auf das bis zu 4-5 fache bei gut kompatiblen Orchideenspezies und grenzwertig kompatible Spezies keimen teils überhaupt nicht mehr oder nur sehr sehr sparsam.
In diesem Sinne würde ich sagen: symbiotische Aussaat unsteril ist absolut OK (wer sich dabei besser fühlt, eben mit Luftreiniger), ABER Herstellen von Arbeitskopien vom Symbionten: so steril, wie nur irgendwie geht und sobald er das Glas gänzlich besiedelt hat: ab in den Kühlschrank damit!

Berthold

#10
Zitat von: winwen am 28.Sep.17 um 10:38 Uhr
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Luftreiniger, der die Keimzahl in einem Raum nach 2 Std. um 2/3 mindert auch nur das Geringste bringt, da das Kontaminationsrisiko schlicht nicht linear mit der Keimzahl pro Kubikmeter Luft fällt.

Doch, davon sollte man ausgehen, denke ich.
In den anderen Punkten stimme ich Dir zu, insbesondere, was die Reinhaltung des Pilzes betrifft.

Die allermeisten Partikel in der Luft sind ja biologisch unwirksam.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Uhu

ob es einen Unterschied macht kann man einfach testen - 10 Gläser nach Luftfilterung und 10 Gläser ohne, dann schauen ob es unterschiede gibt. Ich könnte mir einen Effekt vorstellen. Bei mir sind es immer nur einzelne Einschläge die meist zu Schimmel führen. Mehrere Infektionsstellen in einem Glas beoachte ich nicht. Bakterien spielen keine Rolle - B1 scheint  genügend antibiotika herzustellen.

Wenn man die Samen von Kulturpflanzen sauber ernten kann ist eine Desinfektion entbehrlich. Ich mache regelmäßig Standortaussaaten. Die Kapseln sind bei Ernte häufig schon auf. Da ist eine Desinfektion mit H2O2 Pflicht. Die Schimmelraten sind sonst deutlich höher. Ich sehe keine schlechteren Keimergebnisse bei der Aussaat nach entsprechender Wäsche und Trocknung; dieses Jahr beispielsweise bei morio, coriophora und D.majalis rasche und dichte Keimungen.
Grüße Jürgen

Berthold

Zitat von: Uhu am 28.Sep.17 um 15:01 Uhr
Bakterien spielen keine Rolle - B1 scheint  genügend antibiotika herzustellen.

In seltenen Fällen sehe ich eine Schleimschicht auf dem Agar, auch in verschiedenen Farben. Hübsch ist der rosa Schleim.
Das scheinen Bakterien zu sein.
Aber der Fall ist so selten, dass man an Antibiotika-Zusatz nicht denken sollte.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Uhu

Ich denke B1 stellt, genauso wie andere Pilze, antibiotisch wirksame Substanzen her, um sich gegen Bakterien zu wehren. Antibiotika würde ich auf keinen Fall zusetzen - das war früher schonmal Thema.
Grüße Jürgen

Berthold

Zitat von: Uhu am 29.Sep.17 um 07:57 Uhr
Ich denke B1 stellt, genauso wie andere Pilze, antibiotisch wirksame Substanzen her, um sich gegen Bakterien zu wehren.

Ja, das ist sicherlich so. Aber es gibt offensichtlich Fälle, bei denen die Bakterien den Überlebenskampf gewinnen, nämlich wenn der Pilz schwach wird durch genetische Schäden oder durch andere Schadstoffe.

Ich vermute, wenn man einen gesunden Pilz in eine hohe Bakterienkonzentration hinein mischt, dass dann die Bakterien gewinnen und den Pilz völlig verstoffwechseln.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)