Blumenobstwiese von Obstwiese

Begonnen von Obstwiese, 08.Apr.13 um 20:01 Uhr

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Ralf

Hallo Obstwiese,

die Umwandlung einer Wiese in eine Blumenwiese ist wesentlich komplexer, als ich mir das vorgestellt habe. Mit Umpflügen und Wildblumenaussaat alleine, ist es wohl nicht getan.
Viel Arbeit möchte ich mir nicht damit aufhalsen. Meine Wiese wurde seit mindestens 40 Jahren nicht gedüngt, wahrscheinlich auch nicht davor. Außer Schaf- und Pferdesche... hat sie nichts anderes gesehen. Über 90% der Wiese sind mit Gras bedeckt.
Es gibt Leute, die in jeder Suppe ein Haar finden, weil sie, wenn sie davor sitzen, so lange den Kopf schütteln, bis eins hineinfällt.

Berthold

Zitat von: Obstwiese am 09.Apr.13 um 13:29 Uhr
Das mit dem Abmagern ist bei meinem Boden sehr schwierig - es ist Lehm, kalkhaltig (ph um 7), sehr wenig Grobanteile - wahrscheinlich könnte man damit auch Töpfern  :wacko - jahrelang vom Landwirt kräftig stickstoffgedüngt, damit seine Schafe auch was zu fressen hatten.
.
Seit 2 Jahren lassen wir nochmal im Herbst, nach den Herbstzeitlosen mähen - aber bei grob 3500m² ist das natürlich ein Kostenfaktor, mehr als 2x geht nicht  :sad:

OW, ich würde mir mal eine kleinere Fläche der Wiese von vielleicht 100 oder 200 m² vornehmen, sie regelmässig kälken zwecks Ausmergelung und 4 bis 5 mal im Jahr mähen.

Wenn es eine leicht absonnige feuchte Stelle ist, sollten in dem Mergelboden dann Orchis mascula gut zurecht kommen. Vielleicht auch andere robuste Arten wie Himantoglossum und Orchis purpurea und militaris.

Der Keimpilz von Orchis mascula breitet sich in geeignetem Boden sehr schnell um die Mutterplanze aus und man findet Sämlinge in kreisförmigem Bereich um die Mutterpflanze, der sich jährlich um 20 bis 30 cm erweitert.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Obstwiese

@Phil:
Ja, allerdings hat man dann immer noch die Unmengen an Schnitt überall rumliegen - also erst mal trocknen lassen, wenden, weiter trockenen, dann entweder zu Heuballen pressen (da wirds mit dem Platz für so eine Maschine bei mir schon eng) oder selber Häufchen zusammenrechen und ...tja, worauf aufladen, wohin bringen  :nee
Der Naturschutzverband hat tatsächlich mal große Rundballen gemacht, 5 Stück kamen dabei raus und in den zu verwinkelten Bereichen musste trotzdem gerecht werden  :bad

Die Firma, die es jetzt macht hat so eine Maschine, die wie diese kleinen Strassenkehrmaschinen aussieht, mit einem kleinen Sammelcontainer hinten drauf.
Und die saugt den Schnitt gleich hoch - gehen zwar Samen so verloren, aber naja...

@Ralf:
Hm, dann hast du aber gar nicht so schlechte Voraussetzungen!  :yes
Seit 40 Jahren ungedüngt ist sehr gut, bei mir war vorher immer gedüngt worden, damit die Schafe mehr zu fressen hatten und mein Boden speichert Nährstoffe sehr gut - und dass du im Prinzip umpflügen kannst machts viel einfacher.

Nur Mahd und Abtransport des Schnittguts muss man lösen - vielleicht können das bei dir noch Landwirte übernehmen?

krötenlilly

Ralf, wie wäre es denn mit der Ansiedlung von etwas konkurrenzstärkeren erwachsenen Blütenpflanzen, wiesentypisch natürlich?
Z B Geranium pratense und sylvaticum, Heracleum sphondylium, Pimpinella major, Centaurea jacea? Ich nenne diese, weil sie sich bei mir recht problemlos als ausgewachsene Stauden in einer Wiese ohne vorheriges Pflügen ansiedeln ließen.
Außerdem geblieben sind Lysimachia vulgaris, Euphorbia cuparissias, Galium mollugo. Und Giersch :bag
@ Obstwiese: Der Wachtelweizen auf deinem Bild sieht klasse aus! Herrlich, so viel Platz zu haben!
Gruß
krötenlilly

Obstwiese

@Krötenlily:
hab letzten Herbst noch Melampyrum nemorosum ausgesät (das ist M. arvense)

Ich hab vorletztes Jahr mit Orchideen angefangen,
2x Dactylorhiza maculata

3x Himantoglossum hircinum

letztes Jahr
2x Orchis mascula
1x Orchis militaris
2x Gymnadenia odoratissima (leider sofort wieder verschwunden)
1x Dactylorhiza fuchsii

und vor 2 Wochen noch
2x O. mascula
2x D. maculata
3x Gymnadenia conopsea

Sehr gern würd ich es noch mit Orchis purpurea versuchen  :-)


Die Dactylorhiza haben alle letztes Jahr schon geblüht, die andern alle noch nicht, sind aber Blattrosettentechnisch gut über den Frostfebruar 2012 gekommen und sehen auch dieses Jahr gut aus  :-)


Himantoglossum1


Himantoglossum 2


Himantoglossum 3


Orchis mascula 1


Orchis mascula 2


Orchis militaris

Den Himantoglossum werden bei der Herbstmahd anscheinend immer die Blattspitzen abgemäht  :nee
Die Neuen hab ich noch nicht fotografiert...

Ralf

Zitat von: Obstwiese am 09.Apr.13 um 22:37 Uhr
@Ralf:
Hm, dann hast du aber gar nicht so schlechte Voraussetzungen!  :yes
Seit 40 Jahren ungedüngt ist sehr gut, bei mir war vorher immer gedüngt worden, damit die Schafe mehr zu fressen hatten und mein Boden speichert Nährstoffe sehr gut - und dass du im Prinzip umpflügen kannst machts viel einfacher.

Nur Mahd und Abtransport des Schnittguts muss man lösen - vielleicht können das bei dir noch Landwirte übernehmen?

Das Hauptproblem meiner Wiese ist, sie liegt in einem kleinen Dorf, das ich höchstens einmal im Jahr aufsuche. Ich habe also eigentlich nichts davon, ob auf der Wiese Blümchen oder Gräser wachsen.
Mit wenig Aufwand wären mir Blümchen natürlich lieber.
Man könnte also umpflügen und dann direkt einsäen?
Ein Bauer sollte sich für's Heumachen schon finden, allerdings wird sich der Schäfer ärgern.

Wie oft müßte eine Blumenwiese im Jahr geschnitten werden?

Kirsten, hier geht nur Alles oder Nichts, Schafe oder Bauer...   ;-)
Es gibt Leute, die in jeder Suppe ein Haar finden, weil sie, wenn sie davor sitzen, so lange den Kopf schütteln, bis eins hineinfällt.

Obstwiese

Umpflügen und einsäen wär der einfachste Weg - bin mir nicht ganz sicher, ob Frühjahr genausogut geeignet ist wie der Herbst (einige Arten brauchen die Kälte des Winters, damit die Dormanz des Samens gebrochen wird, sprich dieser überhaupt keimen kann)
Das kann man aber schnell bei den Anbietern abklären, die beraten sehr gut.

Wie oft du mähen solltest, hängt primär vom Boden ab.
Wenn der sehr nährstoffreich ist, auf jeden Fall mindestens 2x jährlich.
Wenn der Boden von sich aus ärmer ist, reicht 1x (wenn die Wiese im Herbst/Winter "hügelig" durch Grasbüschel ist, lohnt eine 2. Mahd, wenn während dem Sommer das Gras kaum nachgewachsen ist und alles im Herbst noch ziemlich gleichmäßig und flach aussieht, reicht 1x  ;-) )

Wenn ich das noch richtig in Erinnerung habe sollte aber eine Neuansaat das erste Jahr 2x oder 3x gemäht werden, damit Wiesenblumenkeimlinge wenig Konkurrenz haben.
Das 2. Jahr dann im Juli - und bei nährstoffreicherem Boden im September/Oktober nochmal, so mach ichs jetzt.

Berthold

Zitat von: Ralf am 09.Apr.13 um 23:04 Uhr
Kirsten, hier geht nur Alles oder Nichts, Schafe oder Bauer...   ;-)

wieso das? Die leben doch meist in einer Symbiose.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Obstwiese

Hallo allerseits,

wie es für meine doch eher unfachmännischen Augen aussieht, könnten die Himantoglossum hircinum und die letztes Jahr gepflanzten Orchis mascula dieses Jahr blühen  :lupe









Berthold

Ja, Obstwiese, die haben alle 3 eine Blütenknospe. Aber ob das gut ist für die Riemenzungen im Hinblick auf Wiederkehr im kommenden Jahr ist eine andere Frage.

Die Orchis mascula kannst Du etwas feuchter halten und auch ganz leicht düngen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Obstwiese

Neigt Himantoglossum dazu, sich mit der Blüte zu verausgaben?
Ich habe sie 2011 gepflanzt, letztes Jahr/Herbst-Winter-Frühjahr 2011-2012 hatte sie nur eine Blattrosette.
Naja, aber nur wegen der Blätter will ich sie ja auch nicht unbedingt kultivieren  grins
Und vielleicht sät sie sich ja bei mir aus....

Hab ja eigentlich nicht so recht geglaubt, dass es mit meinem fetten Lehm, dazu noch nicht so abgemagert, überhaupt klappen könnte - insofern für mich schon ein Erfolg  :-)

Berthold

wenn sie schon ein Jahr steht, sind die Überlebenschancen besser. Bei mir sind 7 Jahre nach dem Einpflanzen 2 Sämlinge im Abstand von ca. 10 cm von der Mutterpflanze entstanden.
Einen Sämling habe ich eingetopft, darauf hin ist er abgefault. Der 2. Sämling ist zusammen mit der Mutterpflanze angefault.

Lehm ist notwendig für die Mykorrhiza-Pilze der Riemenzunge. Wenn zu viel Humus im Boden ist, verdrängen andere Pilze die Mykorrhiza-Pilze.

Der schwere Lehm hat den Nachteil, dass die Bodenstruktur durch die jährliche Knollen-Neuentwicklung und das Absterben im Laufe der Zeit zerstört wird.

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Obstwiese

Zitat von: Berthold am 21.Apr.13 um 23:16 Uhr
...
Lehm ist notwendig für die Mykorrhiza-Pilze der Riemenzunge. Wenn zu viel Humus im Boden ist, verdrängen andere Pilze die Mykorrhiza-Pilze.
Aha, interessant!
Dann hat der Boden ja auch mal sein Gutes  ;-)

Zitat von: Berthold am 21.Apr.13 um 23:16 Uhr
Der schwere Lehm hat den Nachteil, dass die Bodenstruktur durch die jährliche Knollen-Neuentwicklung und das Absterben im Laufe der Zeit zerstört wird.
Inwiefern?
Weil die neue Knolle sich schlecht "Platz" drücken kann?
Oder weil die Altknolle zu Humus wird und somit Pilzinfektionen nach sich zieht?

Berthold

Zitat von: Obstwiese am 21.Apr.13 um 23:29 Uhr
Oder weil die Altknolle zu Humus wird und somit Pilzinfektionen nach sich zieht?

ja, in der Richtung. Bei dem Stärke-Transfer von der alten in die neue Knolle bleiben Knollenreste im Boden, die im Laufe der Zeit andere Mikroorganismen anlocken.
Die im Boden entstehenden Hohlraüme sind wichtig für ausreichend Luft, auch in den schwersten Böden. Der Luftsauerstoff hält anaerobe Bakterien (die eigentlichen Fäulnisbakterien) fern.

Durch die richtige Regenmenge zur richtigen Zeit auf einen Boden mit der richtigen Durchlässigkeit können diese Probleme verringert werden.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Eveline†

Obstwiese, gibt es Neuigkeiten, neue Bilder? Ich vermute, daß doch Einiges blühen wird?